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Carol Flückiger

Tokio: Der krönende Abschluss unserer Japan-Etappe

Aktualisiert: 27. Sept. 2024


Wie im Post zu unserer wunderschönen Zeit in Kyoto erwähnt, ging es für uns weiter in Richtung Tokio. Die pulsierende Metropole war der letzte Halt unserer Japan-Reise und hat uns noch einmal so richtig beeindruckt. Diese Stadt ist eine faszinierende Mischung aus futuristischer Architektur, traditioneller Kultur und lebendiger Strassenkunst.


Bevor ich euch aber über unsere Zeit in Tokio berichte, möchte ich mit euch eine bzw. zwei ganz tolle Erfahrungen teilen. Bevor wir nämlich nach Tokio sind, haben wir noch einen Zwischenstopp bei Freunden in der Stadt Nagoya gemacht. Eigentlich spielt es nicht so eine Rolle, dass sie in Nagoya leben, von der Stadt haben wir nicht sehr viel gesehen. Dafür konnten wir einen tieferen Einblick in den japanischen Alltag gewinnen, was einfach nur toll war. Wir haben fast den ganzen Tag bei unseren Freunden zuhause verbracht und haben uns einfach über das Leben in Japan unterhalten und unseren Kindern beim Spielen zugeschaut. Es war so eine schöne "Normalität", die wir seit wir die Schweiz verlassen haben, so nicht mehr hatten.

Wir wurden also am Bahnhof in Nahoya von Haruna abgeholt und sind dann zu ihr, ihrem Ehemann Takayoshi und ihrem Sohn Riyu nach Hause gegangen. Riyu ist erst acht Jahre alt, musste aber an diesem Samstag in einen Kurs. Ein Programmierkurs! Ich habe Haruna ganz beeindruckt danach gefragt und sie erzählte mir, dass Riyu zwar schon daran interessiert ist, er aber zum Kurs muss weil Programmieren im nächsten Schuljahr zum normalen Schulprogramm gehört und sie ihn darauf vorbereiten möchte. Mit zarten neun Jahren lernen die Kleinen in Japan schon Programmieren… ist das nicht krass?

Riyu ging also in seinen Kurs und wir haben noch gequatscht und uns dann auf den Weg in ein traditionelles japanisches Restaurant gemacht. Zuerst dachte ich schon „ohh ohh“… Restaurantbesuche in Japan gehören etwa in die Kategorie Museumbesuche, wenn es darum geht, sie mit Namik zu besuchen. Es ist immer ziemlich ruhig, auf den Tischen finden sich unzählige Sachen, wie Stäbchen und Schälchen und oft ist es auch ziemlich eng. Mit unserem zweijährigen Wirbelwind ist das also so eine Sache, vor allem weil die japanischen Kids einfach ruhig da sitzen und ihr Essen geniessen und dann kommen wir... nein danke! Wir haben das sehr früh in Osaka gelernt, da hätte uns einer der Herren im Service am liebsten rausgeschmissen, wenn ich seine Blicke richtig gedeutet habe…!

Meine Anspannung war dann wieder weg als Haruna erzählte, dass wir in diesem Restaurant unseren eigenen Raum haben würden und der Aktivitätslevel von Namik völlig egal ist. Er ist auf dem Weg dorthin sogar noch eingeschlafen, perfekt also, weil ihr wisst ja: nach müde kommt doof!

Das Ganze war so spannend: man geht ins Resti, wird von den sehr freundlichen und ganz traditionell gekleideten Servicemitarbeitenden zu seinem Abteil geführt, zieht die Schuhe aus, bekommt ein warmes, nasses Tuch, um sich frisch zu machen und geht rein, wo sogar die von draussen mitgebrachte Handtasche mit einem Tuch bedeckt wird. Man sitzt dann quasi am Boden, wobei es wie eine Grube in der Mitte des Raumes hat wo der Tisch drauf ist (es kommt gleich ein Bild, meine Erklärungsfähigkeit ist etwas eingeschränkt), ganz bequem und gemütlich. Um auf Augenhöhe mit den Gästen zu sprechen knien die Mitarbeitenden beispielsweise beim Entgegennehmen der Bestellung und sie achten darauf, den Gästen nie den Rücken zuzudrehen. Salim hatte mir bereits davon erzählt, es aber selbst beobachten zu können war so spannend.

Riyu kam dann auch dazu und hat sich neben Namik etwas hingelegt bis dann das Essen gekommen ist, dann waren die zwei wieder voller Energie, um das köstliche Essen mit uns zu geniessen. Es gab eine leckere Miso-Suppe, zarten Sashimi, ein kleines Salätchen und ein Eintopf namens Sukiyaki, mit Fleisch, Gemüse, Nudeln und Warishita Sauce, die aus Sojasauce, Mirin, Sake und Zucker besteht. Das Essen war absolut köstlich und wir hatten so eine tolle Zeit!

Wie versprochen, hier die Ergänzung zu meinem armseligen Erklärungsversuch:



Nach dem Essen sind wir zurück zu ihnen, die Kinder haben die Wohnung auf den Kopf gestellt beim Spielen und die Erwachsenen haben dabei zugesehen und zuerst Kaffee und dann Wein getrunken. Wir haben uns über das Arbeiten und das Leben in den jeweiligen Ländern unterhalten, Käse und Salami gegessen und dann hat uns Takayoshi noch Spaghetti mit Tomatensauce gekocht. Sie haben bereits in Belgien gelebt und hatten sich richtig auf einen „westlichen“ Nachmittag gefreut und wir hatten wieder ein bisschen das Gefühl der Heimat, es war echt so schön🥰.


Spiel-Chaos

Die zweite tolle Erfahrung, von der ich am Anfang gesprochen habe, geht in die gleiche Richtung. In Tokio haben wir nämlich wieder jemanden besucht, den Salim bereits von früher kannte, was auch echt schön war. Akira hat in der Schweiz studiert und ist ein Freund von Salims Bruder und Salim hatte ihn bereits bei seiner ersten Japanreise besucht. Damals lebte er noch sehr zentral in Tokio mit seinen Eltern, ist mittlerweile etwas ausserhalb gezogen, hat geheiratet und eine super süsse kleine Tochter bekommen. Dadurch ergab sich für uns wieder eine Möglichkeit, das echte japanische Leben mitzuerleben, in einem Quartier, das wir sonst nicht einfach besucht hätten. Bei Akira und Ellie haben wir dann selbst Sushi gemacht, wobei ich sagen würde es war eher ähnlich wie Fajitas mit Sushi-Zutaten. Wir haben keine typischen Sushi-Rollen gemacht sondern kleine Algen-Cornets gefüllt mit Reis, Fisch oder Fleisch, Avocado, Sojasprossen und vieles mehr. War super lecker! Auch mit den beiden haben wir uns über das Arbeitsleben unterhalten und mehr über die japanische Arbeitskultur gelernt. Wir dachten immer, es seien die Arbeitsgesetze in Japan so streng aber eigentlich ist es wirklich die Arbeitskultur. Wir dachten zum Beispiel, dass man in Japan nur sehr sehr wenige Ferientage hat. Akira hat uns aber erzählt, dass sie bei ihm in der Firma zum Teil 21 Tage Urlaub haben, sie nehmen sie aber nicht und nach zwei Jahren verfallen dann die nicht genommenen Tage. Das hatte uns auch Takayoshi erzählt gehabt aber auch erwähnt, dass er merkt, wie sich langsam aber sicher auch die Sichtweise der jungen Japanerinnen und Japaner ändert und sie mehr Freizeit einfordern. Was gut ist!



Auch dieser Nachmittag war so entspannt und obwohl das Reisen echt toll ist, ist es manchmal auch schön, nicht einfach nur ein Touri zu sein :)



 

Akihabara


Wir waren aber auch ganz normale Touris und haben uns von Tokio, dieser unglaublichen Mega-City, einfach begeistern und mitreissen lassen. Nach unserer Ankunft in Tokio sind wir direkt im Viertel Akihabara spazieren gegangen, das Mekka für Technik- und Manga-Fans. Überall sieht man Personen, die verkleidet sind und unzählige Läden, wo Spielzeuge und Videogames oder Spielfiguren gekauft werden können. Das habe ich an Japan echt geliebt: es ist nicht verpönt, dass Erwachsene ständig irgendwelche Kuscheltiere oder sonstige Spielfiguren und Games bei sich haben. Es ist, als würde das innere Kind der Japaner stets präsent sein, was mir einfach sehr gut gefiel, ich glaube man hat viel mehr Spass im Leben, wenn man nicht ständig alles so mega ernst nimmt.

Die bunten Neonlichter und die schier endlose Auswahl an Elektronikgeschäften und Anime-Merchandise waren ein echtes Erlebnis, das uns in die einzigartige Popkultur Japans eintauchen liess und sehr gut gefallen hat.




 


Tokio von oben


Ich glaube man begreift erst wie wahnsinnig gross diese Stadt ist, wenn man sie von oben betrachtet. Dafür sind wir einmal am Abend zur 202 Meter hohe Aussichtsplattform des Metropolitan Government Buildings gegangen. Der Eintritt ist kostenlos, was es zwar sehr beliebt macht aber durch die japanische Organisation zieht sich das Anstehen nicht in die Länge und es geht zügig in die Höhe, wo man dann einen Blick auf die Stadt werfen kann. Angeblich kann man an schönen Tagen bis zum Mount Fuji sehen, da wir aber abends da waren kann ich das nicht aus eigener Erfahrung erzählen.

Am Abend gibt es noch vor dem Gebäude auch tolle Lichtshows, die am Gebäude projeziert werden. Wir hatten dafür jedoch keinen Sitzplatz ergattert, weswegen wir nicht lange geblieben sind, die Stimmung war jedoch sehr ausgelassen und es sah sehr gemütlich aus: einfach mitten in der Stadt mit Snacks im Freien sitzen und kostenlos die Shows geniessen. Geht aber früh hin, damit ihr euch gemütlich hinsetzen könnt, nicht so wie wir 😅



Eine zweite Möglichkeit, Tokio aus der Vogelperspektive zu betrachten, war der Tokio Skytree. Da bin ich aber alleine hin, Salim war da bereits schonmal und hat sich entschieden, mit dem Kleinen einen super Spielplatz in der Nähe unseres Hotels unsicher zu machen.

Da würde ich empfehlen bereits im Voraus die Tickets zu buchen und einen entsprechenden Slot zu ergattern. Wir sind nämlich hin und es war alles voll und ich konnte erst am nächsten Morgen dann hoch. Das Warten hat sich jedoch echt gelohnt, die Grösse der Stadt war überwältigend! Der Skytree ist gesamthaft 634 Meter hoch, die obere Aussichtsplattform ist jedoch "nur" 450 Meter hoch. 450 Meter! Normalerweise bin ich ja ein echter Glückspilz aber genau an dem Tag, an dem ich da war, hatten sich Wolken über Tokio breit gemacht. Sonst war die ganze Zeit, in der wir in Japan waren, einfach nur pure Sonne zu spüren aber nein... an dem Morgen war es bewölkt und das tauchte die Stadt in so ein milchiges Grau. Es war trotzdem unglaublich und ich motze wortwörtlich auf sehr (450 Metern) hohem Niveau, schaut euch das an:



Ahh ja, nachdem ich wieder zurück im Hotel war hat sich die Sonne dann wieder gezeigt und man hätte sicher den Mount Fuji vom Skytree aus gesehen aber hey, wir haben in der Schweiz auch tolle Berge... oder so 😅



 


Shinjuku


Wir waren in Tokio aber auch ganz bodenständig unterwegs und haben im Stadtviertel Shinjuku den Central Park besucht, was sehr empfehlenswert ist. Es war so angenehm in der Hitze der Stadt eine Naturoase zu finden, um eine kurze Pause einzulegen und die Natur zu geniessen. Ich liebe solche Parks: man fühlt die angenehme Brise, riecht das Gras und hört auch irgend ein Plätschern von Brunnen oder kleinen Seen/Flüssen, wenn man dann aber nach oben sieht bäääm, riesige Wolkenkratzer überall. Diese Mischung ist einfach irgendwie surreal und cool!




 


Senso-ji Tempel in Asakusa


Den perfekten Kontrast zu den modernen Vierteln der Stadt bildete dann der älteste Tempel Tokios, der Senso-ji Tempel in Asakusa. Wir hatten ja bereits mehrere Tempel besucht aber dieser war dann trotzdem speziell. Der Weg zum Tempel ist nämlich umzäunt von kleinen Marktständen, wo man traditionelle Souvenirs kaufen und lokale Spezialitäten probieren kann. Dadurch wirkte der Tempel viel belebter als die, die wir davor beispielsweise in Kyoto besucht hatten. Es gab auch hier Gläubige, die ihre Gebete sprachen und sich im Rauch der Räucherstäbchen „wälzten“, was die Stimmung etwas weniger kommerziell und touristisch machte.





Tokio: Ein würdiger Abschluss


Tokio war der perfekte Abschluss unserer Japan-Etappe. Diese Stadt hat uns gezeigt, wie vielfältig und faszinierend Japan ist – von hochmodernen Wolkenkratzern und geschäftigen Einkaufsstrassen bis hin zu traditionellen Tempeln und dem herzlichen Alltag der Menschen. Tokio hat uns in jeder Hinsicht beeindruckt und wird immer einen besonderen Platz in unseren Reiseerinnerungen haben.


Nun geht unsere Reise weiter und diesmal wird es für uns alle neu und spannend: wir fliegen nach Taiwan, die erste auch für Salim unbekannte Station unserer Familienreise! Ich erzähle euch gerne im nächsten Post, was wir so erleben und danke euch herzlich für's Mitlesen und Mitendtecken!


Liebe Grüsse,

Die Entdecker-Familie



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