Wie ihr vielleicht aus dem Post zu unserer letzten Japan-Etappe in Tokio wisst, ging für uns die Reise weiter nach Taiwan und da es für uns alle neu war, wussten wir überhaupt nicht, was wir erwarten sollen. Genau dieses Gefühl lieben wir am Reisen! Was kommt jetzt? Wie sieht es dort aus? Können wir es mit einem uns bereits bekannten Ort vergleichen?
Und so ging es uns auch, als wir in Taipei ankamen. Wir stellten uns alle diese und noch mehr Fragen und freuten uns sehr darauf, sie bald beantworten zu können.
Wir kamen also am Flughafen an und machten uns direkt auf den Weg zum Zug, wofür die Tickets sehr einfach gekauft werden konnten: einfach beim Gleis-Eingang die Kreditkarte an einen Sensor halten, Vorgang beim Aussteigen bzw. Rausgehen wiederholen und es wird abgebucht, fertig. Kein Bargeld, keine Schalter, keine Automaten, nichts. Damit machten wir uns schonmal ein Bild, wie modern Taiwan ist - genau das hatten wir in etwa vom Chip-Hersteller-Land erwartet.
Im Zug bestätigte sich dann gleich das nächste bzw. einzige was ich persönlich über Taiwan gehört hatte. Plötzlich, als wir auf einer ziemlich hohen Brücke waren, klingelten nämlich alle Telefone, auch unsere, ganz in Hollywood-Manier. Wir zückten die Handys raus, lasen die Erdbebenwarnung und spürten gleich danach ein Wackeln, wobei wir nicht sicher waren, ob es deswegen war oder einfach eine Bewegung des Zuges irgendwie. Es wäre gelogen zu sagen, dass ich nicht ein bisschen Schiss hatte! Aber es hat uns beruhigt zu sehen, wie die anderen Passagiere das Ganze kaum beachteten. Das hatte ich nämlich von einem Kollegen gehört gehabt: in Taiwan bebt die Erde ständig. Nach ein paar Minuten ging es im Zug auch weiter und es war so, als wäre nie etwas passiert. In der Stadt angekommen gingen wir in unsere Wohnung, alles klappte wunderbar. Das Gebäude war draussen etwas in die Jahre gekommen aber drinnen in der Wohnung war es super, also waren wir happy mit unserer Unterkunft im 10. Stock. Wir machten uns erst am nächsten Tag dann Gedanken dazu, als früh am Morgen die Erde nochmals bebte. Dieses Mal haben wir es wesentlich stärker gespürt und plötzlich war der Zustand des Blocks doch noch… mhm… wie soll ich sagen? Relevant… oder besser gesagt beängstigend 😅 was ist wenn es wirklich richtig bebt und wir sind dort gefangen? Wie sollen wir aus dem 10. Stock heil rauskommen? Zum Glück hat das Erdbeben auch Namik geweckt und wir hatten keine Zeit, diese Gedanken weiterzuverfolgen und uns Sorgen zu machen. War auch nicht mehr nötig, danach war es während unserer ganzen Taiwan-Reise zum Glück ruhig, zumindest tecktonisch gesehen.
Lebendige Märkte, köstliches Streetfood und Strassenmusik
Taipei bzw. Taiwan ist bekannt für Night Markets und Streetfood und ganz ehrlich? Wir haben gefühlt unsere Zeit in Taiwan nur mit Essen verbracht!
Zuerst im Ximending Market, das uns mit seinen bunten Neon-Lichtern förmlich anzog, wo wir uns Taiwanese Fried Chicken und Squid bestellten und auf dem Hauptplatz verputzten, während wir einer Strassenmusikerin lauschten. Sie hatte ihren grössten Fan, ihren erwachsenen Sohn, dabei und sang schöne Balladen auf Chinesisch (glaub ich). Das war am ersten Abend und es war ein so schöner und entspannter Start ins Neue. Mit diesem kurzen Video könnt ihr euch die Szenerie vielleicht besser vorstellen, ich hab versucht, die Atmosphäre etwas einzufangen:
Allgemein gab es in Taipei immer wieder Strassenmusiker, was eine so schöne und ausgelassene Stimmung zauberte und einfach zum Verweilen einlud.
Nun zurück zu unserer Hauptbeschäftigjng in Taiwan, dem Essen.
Eine meiner Hauptfragen in neuen Ländern ist immer „wie riecht es da?“ und in Taiwan riecht es für mich nach Essen. Genauer gesagt, riecht es nach dem chinesischen „Fünf-Gewürze-Pulver“, das Fenchel, Sternanis, Nelken, Zimt und Sichuan-Pfeffer enthält. Zum Riechen ganz angenehm, zum Essen… naja, man muss Sternanis und co. halt mögen😅 das war in sehr vielen Gerichten drin, wie schon als Basismarinade, aber mit der Zeit haben wir uns daran gewöhnt und auch explizit nur Salz&Pfeffer verlangt, wir sind nämlich nicht so die Sternanis-Menschen.
Ein zweiter toller Night Market in Taipei war der Shilin Night Market, der aber, wie der Ximending Night Market auch, eher eine in der Nacht geöffnete Shoppingmeile ist. Klar gibt‘s auch hier immer wieder Essensstände aber wir hatten etwas mehr Streetfood erwartet. Schön war‘s trotzdem, bis uns ein kleines Gewitter überraschte und wir von Unterschlupf zu Unterschlupf hüpften, um nicht völlig durchnässt zurück in die Unterkunft zu gehen. Bei diesem Ausflug haben wir auch die Freundlichkeit und Offenheit der Taiwanesen echt kennengelernt: sie haben zb. extra das Dächle am Stand aufgemacht, damit wir darunterstehen konnten oder uns schon fast zum Sitzen im Zug mit Namik auf dem Schoss gezwungen, damit wir und der Kleine sicher sind, und allgemein unserem kleinen Mann beim Verschlingen der verschiedenen Streetfoods viel Aufmerksamkeit geschenkt und das kommentiert und gelobt. Er ist auch wirklich ein super Esser und probiert alles, was echt mega toll ist *super proud mom*😊
Eine verpasste Gelegenheit: Der Kochkurs
Leider lief nicht alles in Taipei nach Plan. Ich hatte einen Kochkurs geplant, auf den ich mich sehr gefreut hatte, aber dieser fiel leider ins Wasser. Ich hatte mich sehr an die perfekte Beschilderung und die Organisation in Japan gewöhnt und nicht genügend Zeit eingeplant, um den Kursort zu finden. So irrte ich verzweifelt durch die grosse Metrostation und versuchte herauszufinden, wo die Banan-Line fuhr. Well, ich hab sie nicht gefunden und als ich zum Kursstart, also nach 40 Minuten Suche, immer noch die Bahn suchte, habe ich mich abgemeldet und bin Kaffee trinken gegangen, ganz schmollend und die Schuld von mir abweisend. Ich hätte nach dem Weg fragen können… ich hätte ein Taxi nehmen können… ich hätte mich besser informieren können… Hätte-hätte Fahrradkette. Was mich noch heute etwas tröstet, und es ist mir schon peinlich das zu sagen, ist, dass wir (Salim, der voll erfahrene Traveller also dabei) zwei Tage später an derselben Metrostation ein Gleis gesucht haben und erst nach 45 Minuten fündig wurden. Ich fühle mich dadurch etwas weniger loser-mässig, bin aber trotzdem traurig, dass ich die Gelegenheit verpasste, mehr über die Taiwanesische Küche und Kultur zu lernen. Ich hätte gelernt, wie man Siopao macht, da ich davon nun keine Bilder habe, lasse ich euch die Bilder der von uns gekauften, runden Köstlichkeit hier:
Es sind gedämpfte Teigtaschen gefüllt mit irgendwas. In unserem Fall waren sie einmal mit einer leckeren Schweinefleischmischung, einmal mit einer süsslichen Sesampaste und einmal mit einer köstlichen Kohlmischung gefüllt. Sie waren echt saulecker und Namik hat sie verspiesen, als gäbe es nichts besseres. Solche Entdeckungen sind immer wertvoll: wir wissen, Siopaos gibt es überall in Taiwan und der Kleine mag sie, Verpflegung also schonmal kein Problem.
Kulturelle Entdeckungen: Der Longshan-Tempel
Wir haben uns aber schon auch mit einem anderen Aspekt der Taiwanesischen Kultur beschäftigt und den Longshan-Tempel besucht. Dieser Tempel, einer der ältesten und bekanntesten in Taiwan, beeindruckte uns mit seiner prächtigen Architektur und der spirituellen Atmosphäre. Auch dieser Tempel war geschmückt mit kunstvollen Schnitzereien und wieder lag der Geruch von Räucherstäbchen in der Luft, was so einem schönen Ort noch eine besinnliche Note gibt. Im Gegensatz zu den japanischen Tempeln sind die in Taiwan sehr bunt und mit verschiedenen Kreaturen wie Drachen und mehrköpfigen Schlangen geschmückt. Auch sehr sehr hübsch, was gefällt euch besser?
Ab in den Süden!
Nach ein paar Tagen in Taipei ging es dann für uns weiter Richtung Süden, quer durch wunderschöne und sehr grüne Landschaften nach Kaohsiung, wo ein paar echt tolle Erlebnisse auf uns warteten.
Einen tollen Start in Kaohsiung bescherte uns die echt leckere Pizza von Andrea. Und falls ihr denkt irgendwas sei an der Pizza super speziell gewesen irrt ihr euch, es war „einfach“ eine echte italienische Pizza inkl. Parmaschinken und Rucola. Für uns war das aber ein riesen Highlight, denn langsam langsam hatten wir die westliche Küche vermisst und jetzt war der Appetit danach wieder gestillt😊
Am nächsten Tag fühlten wir uns kulinarisch aber schon wieder nach Hause zurückversetzt. Und zwar durch einen super Hotpot, ähnlich wie das Fondue Chinoise, das wir von zuhause kennen. Und weil wir die Swissness nicht so einfach ablegen können, gab es noch einen Käsering drumherum. Auch hier konnte man Gemüse und Fleisch in der Suppe, die etwas dickflüssiger war als beim Chinoise, kochen und dann essen, köstlich!
Der Geschmack und das Gemeinschaftsgefühl am Tisch weckten ein wenig Nostalgie und liessen uns kurz an die kalten Winterabende daheim denken, wo uns leckeres Fondue von innen wärmt. Das ist auch das einzige, das Salim am Winter vermisst. Bei mir sieht es etwas anders aus. Ich mag den Winter, warme Kleider, Stiefel, kuschlige Schals, das ist einfach schön und ich vermisse es ein wenig... aaaber genug Nostalgie für heute, die Wärme erlaubte nämlich weitere tolle Erlebnisse, wie zum Beispiel unseren Ausflug auf die Insel Cijin.
Cijin Beach - schwarze Schönheit
Der Strand in Cijin war fantastisch, und wir spielten stundenlang im schwarzen Sand. So sehr, dass ich selbst nach mehreren Tagen und Waschgängen noch schwarze Sandreste in meinem Badeanzug fand! Es war ein purer Genuss, so viel Zeit draussen zu verbringen, während die Meeresbrise uns erfrischte und wir die hohen Wellen beobachteten. Wir blieben dort, bis es dunkel wurde und ganz ehrlich, bei Sonnenuntergang war dieser schwarze Strand noch beeindruckender! Oder, was denkt ihr?
Neben mampfen und plantschen haben wir uns auch in Kaohsiung etwas mit der Taiwanesischen Kultur beschäftigt. Das geht perfekt am Lotus Pond, eine der Hauptattraktionen der Stadt. Wir machten einen gemütlichen Spaziergang und erreichten die eindrucksvollen Drachen- und Tigerpagoden bei einem schönen Teich voller Vögel und Schildkröten. Obwohl dort gerade Bauarbeiten stattfanden, durften wir die Pagoden dennoch kurz betreten und einen Blick ins Innere werfen. Wir hätten schon gerne mehr als nur den Eingang gesehen, denn gemäss dem chinesischen Glaubenssystem soll das Eintreten durch den Drachen und Austreten durch die Tiger-Pagode das Unglück in Glück umwandeln. Wenn man aber bedenkt, wieviel Glück wir haben, dass wir diese wundervolle Reise als Familie machen können, brauchen wir diese Umwandlung gerade nicht und wie Konfuzius sagte: „es ist besser, ein kleines Licht anzuzünden als über die Dunkelheit zu klagen“.
Die Formosa Boulevard
Apropos Licht, eine weitere Attraktion in Kaohsiung ist die wahrscheinlich schönste U-Bahnstation der Welt: die Formosa Boulevard mit dem „Dome of Light“. Die grösste beleuchtete Glasdecke der Welt, mit einem Durchmesser von 30 Metern, dient als Leinwand des Künstlers Narcissus Quagliata und erzählt eine Geschichte von Mensch und Natur und von Geburt und Zerstörung. Absolut wunderschön!
Kenting: Urlaub im Urlaub
Eine andere Seite Taiwans erlebten wir bei unserem Ausflug nach Kenting, dem beliebten Urlaubsort der Einheimischen. Schon die Fahrt dorthin war spannend – wir fuhren an zahlreichen Shrimp-Farmen vorbei, bevor wir schliesslich an den traumhaften Stränden ankamen. Es waren so viele, dass wir dachten, Taiwan muss ein Super-Shrimps-Exporteur sein. ChatGPT erklärte uns dann, dass das mitnichten so ist, dass die taiwanesischen Meeresfrüchte aber qualitativ sehr hochstehend sind und dass sie eher für den heimischen Markt vorgesehen sind. So als kleine Info am Rande.
In Kenting angekommen, machten wir uns direkt auf den Weg zum Kenting Beach, wo wir chillen und einen Einsiedlerkrebs beobachten konnten, der sein Häuschen wechselte, es sich dann aber doch anders überlegte und zurückzog, was eine echt spannende und schöne Beobachtung war. Ich habe hier ein kleines Video, die Geschwindigkeit musste aber angepasst werden, das Ganze ging über zwei Minuten!
Unser Lieblingsstrand war jedoch der Small Beach, den Salim zu einem der schönsten Strände überhaupt erklärte. Er war absolut begeistert von diesem wunderschönen Ort und das will was heissen, wenn man bedenkt, was er bisher schon alles gesehen hat.
Dort hat sich Namik auch schnell mit einem kleinen Mädchen aus Taiwan angefreundet. Die Sprachbarriere störte die beiden Kinder kein bisschen und es war einfach schön und herzerwärmend anzusehen, wie sie sich verständigten. Spielen war eigentlich die Sprache der zwei! Bei uns Erwachsenen war das nicht ganz so ungezwungen, wir griffen auf Google Translate zurück, um etwas mit den Eltern zu quatschen.
Fo Guang Shan Buddha Museum
Wir hatten aber auch das Gegenteil einer Sprachbarriere, falls es so etwas gibt.
Und zwar bei unserem Besuch im Fo Guang Shan Buddha Museum. Dort trafen wir einen freiwilligen Mitarbeiter, der vor 30 Jahren mehrere Monate in der DACH-Region verbracht hatte. Er war überglücklich, uns auf Deutsch all sein Wissen mit strahlenden Augen zu vermitteln und uns auch Geschichten von seiner Zeit in der Schweiz zu erzählen. Bei dieser Reise hatte er seine Frau, die übrigens auch im Museum arbeitet, kennengelernt und entsprechend hält er diese Zeit in Ehren. Jap, ich war sehr gerührt und ich konnte mir seine persönliche Geschichte weitaus besser merken als alles andere, was er uns erzählt hat. Falls ihr aber mehr über das Museum wissen wollt, Google ist euer Freund und Helfer😅
Unsere Zeit in Kaohsiung und ganz Taiwan war eine wunderbare Mischung aus kulinarischen Erlebnissen, kulturellen Eindrücken und entspannten Momenten am Meer. Dieses Land hat uns mit seinen Kontrasten und seiner Herzlichkeit verzaubert – und vor allem unvergessliche Erinnerungen geschenkt.
Nach Taiwan ging die Reise weiter in die Super-Metropole Hongkong. Der Post dazu ist bereits in Vorbereitung, derzeit bin ich einfach etwas sehr beschäftigt mit Geniessen und komme kaum dazu, euch Einblicke in unsere Familienreise zu geben. Wir erleben gerade so viel Tolles und Schönes!
Wir danken euch ganz herzlich für's Mitlesen und Mitverfolgen der Zeit unseres Lebens und senden euch ganz ganz liebe Grüsse,
Eure Entdecker-Familie
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